Die Zeltmacher*innen


Mehr Zelt geht nicht

Sieben Wochen Kultur am Stück, seit 1987 jeden Sommer in der Ulmer Friedrichsau – das ist das ulmer zelt: Rock und Pop, Klassik und A Capella, Indie, Folk und Weltmusik, Kabarett und Comedy, Theater, Tanz und Varieté. Alles handverlesen und auf internationalem Niveau. Dazu kommen kostenfreier Spaß und Unterhaltung für Kids und ein Rahmenprogramm mit Bands aus der Region, Jazzfrühschoppen, Flohmärkte – und was unsere findigen Programm-Teams sonst noch auftun. Die Zeltlandschaft mit Biergarten und Kinder-Aktionswiese steht immer von Ende Mai bis Anfang Juli beim Volksfestplatz in der Ulmer Friedrichsau, auf einem idyllischen Flecken zwischen Ausee und Donau. In das blau-rote Rundzelt passen über 1000 Zuschauer. Pro Spielzeit schnuppern über 80 000 Besucher Zeltluft, davon rund 20 000 in den Abendveranstaltungen. Das Erfolgsrezept: Handverlesene Kultur aller Sparten auf internationalem Niveau – offen für alle Genres, für jeden was dabei.

Auf der Bühne stehen authentische Künstler mit Leidenschaft, denen man den Spaß am Zelt-Auftritt anmerkt. Das Ganze in einem unschlagbaren Umfeld: Ein Zelt im Stadtpark mit Biergarten. Mehr Atmosphäre geht kaum.
Der Träger des Festivals ist der gemeinnützige Verein zur Förderung der freien Kultur Ulm. Mit wenigen fest angestellten Mitarbeitern und einigen Honorarkräften wird das Festival ansonsten ehrenamtlich durchgezogen. Das ist ein wichtiger Grund für die moderaten Eintrittspreise. Ohne Unterstützung geht das freilich nicht. Die Stadt Ulm bezuschusst das Festival derzeit mit rund 52 000 Euro jährlich, das Land mit ca. 26 000 Euro. Dazu kommt die Unterstützung durch Sponsoren und Spender des Fördervereins “Freunde des ulmer zelts”. Größte Finanzierungsposten sind die Eintrittsgelder und die Einnahmen aus der Gastronomie.


Fotos: Daniel M. Grafberger / Uli Landthaler

Wir sind das Zelt! Eine kleine Teamkunde

Wäre das Zelt kein Verein, es wäre ein mittelständisches Unternehmen. Eine Kernmannschaft aus gut 30 Leuten, die während der siebenwöchigen Spielzeit von der doppelten Zahl an Helfern unterstützt wird, stemmt das Festival. Es gibt vier fest Angestellte, überwiegend in Teilzeit, und während der Spielzeit ein halbes Dutzend Honorarkräfte, dazu kommt das Gastronomie-Personal. Der Löwenanteil der Arbeit wird ehrenamtlich geleistet.

Geplant und organisiert wird das ganze Jahr über, verteilt auf sechs Fachgruppen: Programm, Verwaltung, Technik, Logistik, Gastronomie, Werbung. Dazu kommen Untergruppen für Spezialaufgaben vom Kinder- und Rahmenprogramm (zelt lounge) bis zur Künstlerbetreuung. Gemeinsame Angelegenheiten werden in Teamsitzungen geregelt.

Und so funktioniert die Zeltokratie:

Der Vorstand

Das ulmer zelt heißt mit korrektem Namen „Verein zur Förderung der freien Kultur Ulm e.V.” und hat bis zu acht gleichberechtigte Vorstandsmitglieder. Derzeit sind es:

Christian Bolz, Andrea Grein, Joachim Göppel, Susanne Höhn, Ralf Maier, Ulrich Rettinger

Sie sind die oberste Instanz bei allen Fragen im Zelt-Alltag. Ihre Aufgaben umfassen die Überwachung der Finanzen, die Betreuung der Mitarbeiter und die Repräsentation des ulmer zelts vor der Öffentlichkeit, Behörden, Politikern, Geldgebern und Medien.

Das Hauptprogramm

Das Programm ist die Seele des Festivals. Die Programmgruppe besteht aus etwa zehn Leuten, einschließlich der hauptamtlichen künstlerischen Leiterin. Es sind Musikfreaks und Kulturbegeisterte, die ständig die Szene beobachten.
Ziel: Ein abwechslungsreicher Spielplan mit hochkarätigen Künstler/innen. Der eine oder andere etablierte Star gehört ebenso dazu wie der Anspruch, innovative Künstler und neue Trends an die Donau zu holen. Das Ergebnis erstaunt jedes Jahr aufs Neue die Zeltgänger in seiner Bandbreite. Allerdings müssen viele Kompromisse gemacht werden, da nicht alle Programmwünsche erfüllt werden können.

Das Kinderprogramm

Immer sonntags wird das ulmer zelt zum Kinderzelt und die Wiese zum Spielplatz. Immer um 14 Uhr gibt es Theater und Konzerte für Kids. Und danach: Remmidemmi auf der Kinderaktionswiese! Spielen, basteln, tanzen, toben, mit Clowns, Kartons, im Abenteuer-Parcours oder im Spiele-Garten, immer mit Spaß und einer soliden Qualität. Alles dank der Kinderprogrammgruppe, die sich immer wieder etwas Neues einfallen lässt. Der Eintritt zum Kinderprogramm ist frei!

Die zeltlounge

Sie ist unsere Bühne für Künstler aus der Region im rot-gelben Gastrozelt. Hier gibt es zwei Veranstaltungsreihen: Der frühe Samstagabend ist der musikalische Warm-Up-Termin vor dem Abendprogramm. Und Sonntagvormittags bietet die zeltlounge einen Jazzfrühschoppen. Die Bands bewerben sich direkt bei der Arbeitsgruppe zeltlounge, Bewerbungszeitraum immer im Herbst bis Ende Dezember. Der Eintritt zur zeltlounge ist immer frei!

Die Verwaltung

Auch die Verwaltung beim ulmer zelt arbeitet vorwiegend ehrenamtlich, aber hochprofessionell. Das Team organisiert den Ticketverkauf, kalkuliert und verbucht Gagen, Eintrittsgelder, Anschaffungen, Mieten, Kosten für Werbung und Verpflegung, Gastronomie, Steuern, Zuschüsse und klärt entsprechende Fragen mit den anderen Arbeitsgruppen, Geschäftspartnern und den Behörden. Und sie erstellt, unterstützt von einem Steuerbüro, die Bilanzen für das ulmer zelt.

Die Technik

Dass der Sound stimmt im Zeltrund, dafür sorgt die Technikgruppe. Sie kümmert sich um die aufwendige Ton- und Lichtanlage, die auf jede Veranstaltung und jeden Künstler individuell abgestimmt sein muss. Dabei gibt es Unterstützung von versierten Profis an Mischpult und Lichtreglern, was dem Zelt in Künstlerkreisen einen erstklassigen Rufeingebracht hat. Außerdem obliegt der Technikgruppe alles Gerät, das die Künstler von uns zum Auftritt brauchen: Bühne, Mikrofone, Monitore, Mischpulte, Scheinwerfer, Verkabelung, der Konzertflügel … es gibt eigentlich nichts, was nicht auf Wunsch auf die Bühne gestellt werden kann.

Die Logistik

Ein Zelt hat viel Zubehör. Jede Glühbirne, jeder Stuhl und der beeindruckende Zelt-, Container- und Wagenpark mit Künstlergarderoben-, Küchen-, Kassen-, Toiletten-, Büro-, und Werkzeug-Wagen müssen samt Inhalt in Schuss gehalten und zu Beginn der Spielzeit in Position gebracht werden. Eine ständige enorme Planungsleistung.

Die Werbung

Die Fachgruppe Werbung versorgt die Welt mit der begehrten Information, was im Zelt auf die Bühne kommt. Und zwar mit Hilfe von Programmfaltblättern, Plakaten, Inseraten, Pressemitteilungen und -gesprächen, Medien-Interviews, dem Zelt-Newsletter und natürlich dem Internetauftritt und Social Media-Beiträgen. Außerdem ist das Werbeteam dafür zuständig, Sponsoren für das Festival zu gewinnen und zu betreuen und mit dem Förderverein “Freunde des ulmer zelts e. V.” zusammenzuarbeiten, der Spenden für das Zeltfestival sammelt. Dazu ist die Werbegruppe mit einer hauptamtlichen Kraft ausgeststattet: Adrian Büsselmann.

Die Gastronomie

Die Gastrozelte samt dem öffentlichen Biergarten sind der Treffpunkt für Veranstaltungsbesucher und für alle, sie sich in netter Atmosphäre entspannen und unterhalten wollen – mit oder ohne Ticket. Den Getränkeausschank organisiert das Gastro-Team mit Honorarkräften und Ehrenamtlichen, die Essensstände sind an Gastronomen unseres Vertrauens verpachtet – so stimmt das Angebot. Die Gastro-Erträge sind ein wichtiger Baustein zur Finanzierung des ulmer zelts.

Die Hauptamtlichen

Zwei von vier Zelt-Hauptamtlichen: Adrian Büsselmann erledigt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Cordula Baier ist künstlerische Leiterin.

Das ulmer zelt hat derzeit vier Angestellte. Cordula Baier ist die Künstlerische Leiterin: Als Kulturmanagerin entwickelt sie mit der Programmgruppe das Abendprogramm, verhandelt mit Künstler-Agenturen, setzt Gastspiel-Verträge auf, klärt den technischen Bedarf, ist Ansprechpartner für die Künstler und macht die Abendregie. Adrian Büsselmann betreut den Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Sponsoring. Er akquiriert und betreut mit der Werbegruppe unsere Sponsoren, managt die Öffentlichkeitsarbeit und versorgt die Medien mit allem, was sie über das Festival wissen müssen. Er schreibt Newsletter, Pressemeldungen und Ankündigungstexte, betreut den Online-Auftritt und die Herstellung und Verteilung von Plakaten und Programmen.

Gastro-Leiterin Elke Merk organisiert und betreibt mit der Gastrogruppe die Ausschankzelte und den Biergarten und ist ganzjährig Ansprechpartnerin für unsere Gastro-Lieferanten und -Partner. Und Büro-Manager Robby Freudigmann kümmert sich um organisatorische Abläufe in der Zelt-Geschäftsstelle. Denn für die Macher läuft das Zelt das ganze Jahr.

Historie: Wie die Ulmer zum Zelt kamen

Ulm in den 1980er Jahren: In der Kulturszene herrscht Aufbruchstimmung. Die kleinen Clubs bieten zu wenig Platz für große Ideen: für Musik, Kabarett, Theater, Tanz, Comedy fehlen die Auftrittsorte. Ein soziokulturelles Zentrum muss her. Unter anderem aus Freiburg kommt die Idee für ein Zelt-Festival mit innovativem Kulturprogramm auf der grünen Wiese. Ein Zelt – der ideale Sommer-Spielort: Halb drinnen, halb draußen, wetterfester als ein Open Air, aber mit viel mehr Atmosphäre als eine Halle.

Die erste Spielzeit 1987


1985 veranstalten Ulmer Kulturmacher, unter anderem der Stadtjugendring und die Volkshochschule, die “Ulmer Alternative Kulturwoche” (ULK) mit drei Zelten: Rockmusik auf dem Münsterplatz, Kino auf der Blauinsel und Kleinkunst am Kuhberg. Und 1987 steht dann das erste ulmer zelt in der Friedrichsau, mit Künstlern wie Kraan, Georg Ringsgwandl, Mercedes Sosa und Tito Puente. 1989 wird das Kulturzentrum Roxy eröffnet. Das ulmer zelt, eigentlich nur als Zwischenlösung gedacht, ist so beliebt, dass es bleibt. Bis heute. Einmalig ist bis heute die überwiegend ehrenamtliche Organisationsform im ulmer zelt: Vier Hauptamtliche, rund 30 Ehrenamtliche, einige Honorarkräfte und rund 100 Helfer während der Spielzeit organisieren ein siebenwöchiges Festival mit drei Dutzend Abendveranstaltungen und Rahmenprogramm: Mehr Zelt geht nicht.